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Emmanuel Macrons Vorstoß, Handys an Frankreichs Schulen flächendeckend zu verbieten hat in Deutschland große Diskussionen über das Thema ausgelöst. Da ich mich beruflich und privat viel mit dem Einsatz von digitalen Geräten an Schulen und bei Kindern beschäftige, habe ich eine klare Meinung zu dem Thema: Ich bin für ein privates Handy-Verbot während der Schulzeit! Wenn die Schule vorbei ist, kann jeder machen was er will (bzw. was seine Eltern erlauben), aber in der Schule sollten private Handys tabu sein.

Das mag auf den ersten Blick verwundern, da wir mit unserem Unternehmen Fox & Sheep Apps für Kinder entwickeln und mit unseren HABA Digitalwerkstätten Kindern im Alter von 6-12 Jahren Programmieren beibringen. Also müsste ich doch eigentlich für Handys im Unterricht sein. Bin ich aber nicht. Und das hat Gründe:

Digitales Lernen statt Konsum

Was wir dringend flächendeckend an unseren Schulen brauchen ist das Einbinden von digitalen Geräten in den Unterricht. Und zwar nicht als Spielerei oder weil Digitalisierung gerade in aller Munde ist, sondern weil es unser Anspruch an unser Bildungssystem sein muss, dass wir unsere Kinder zu mündigen Bürgern der Zukunft ausbilden. Und dazu gehört es, dass wir ihnen neben vielen anderen wichtigen Dingen wie Lesen, Schreiben und Rechnen den Umgang mit digitalen Geräten, Inhalten und Tools beibringen. Denn das wird ein wichtiger Teil des Handwerkszeugs sein, welches sie in Zukunft brauchen. Unsere Welt wird zunehmend digitaler, Technologie bestimmt mehr und mehr unser Leben und die Schulen müssen sich dieser Lebensrealität stellen und unsere Kinder für ihr Leben und Arbeiten im digitalen Zeitalter ausbilden. Diese Forderung an unsere Politik, endlich aktiv zu werden und die Lehrer hierfür auszubilden und die Schulen mit Internet und Geräten auszustatten ist aber völlig unabhängig und nicht zu verwechseln mit der privaten Nutzung von Handys im Unterricht. Denn diese hat nichts mit digitalem Lernen zu tun, sondern ist fast ausschließlich privater Konsum und hat im Unterricht nichts zu suchen.

Lerngeräte statt private Handys

Es wird ja viel über „bring your own device“ als Antwort auf die digitale Unter-Ausstattung an Schulen gesprochen. Das kann dann Sinn machen, wenn „own device“ heißt, ein speziell für den Unterricht angeschafftes Gerät (z.B. Tablet) mitzubringen, welches ausschließlich der Unterstützung des Unterrichts dient und Lern-Apps und Inhalte enthält. Es macht keinen Sinn, wenn es das private Handy ist, welches sich in Speicherkapazität, Cloud-Lösung, Ausstattung, Bildschirmgröße, Betriebssystem, Inhalten und vor allem Ablenkungspotential (Messenger, Chat Apps, Spiele, soziale Medien) von Schüler zu Schüler unterscheidet und es dem Lehrer unmöglich macht, eine sinnvolle und nachhaltige Nutzung im Unterricht damit zu erreichen.

Respektvolles Verhalten

Wir haben uns als Erwachsene fast schon an den Zustand gewöhnt, dass wir unsere Geräte wichtiger finden als andere Menschen. Sobald eine Pause in einer Unterhaltung entsteht (oder auch nicht), schauen wir auf unser Handy, wenn ein Meeting langweilig wird (oder auch wenn es interessant ist) checken wir unsere Emails. Weil uns niemand beigebracht hat, die Geräte auch mal wegzulegen und einen achtsamen Umgang damit zu pflegen, müssen wir uns jetzt schmerzhaft selber beibringen auch mal offline zu sein. Daher ist es um so mehr unsere Verantwortung, einen Raum für unsere Kinder zu schaffen in dem sie dieses wie selbstverständlich lernen können. Und da wir im privaten Umfeld dafür nicht die allerbesten Vorbilder sind, können klare Regeln in der Schule hier helfen.

Mit dem Verbot von Handys erhöhen wir also sicherlich die Chance auf mehr menschliches Miteinander und sozialen Austausch und Respekt. Und das ist sehr wichtig. Aber es darf nicht verwechselt werden mit der Verantwortung, die Rahmenbedingungen an Schulen zu schaffen, unsere Kinder zu Gestaltern der Zukunft auszubilden. Diese besteht mehr denn je.